Der Countdown läuft: Noch 14 Tage bis zum Abflug

Eigentlich hätte ich ja jetzt so viel zu tun: den Rückflug buchen, Versicherungen abschließen, überflüssige Verträge kündigen, Kisten zum Einlagern packen, und und und…aber dennoch habe ich genau jetzt das Gefühl, dass es der ideale Zeitpunkt ist, um die letzten Monate einmal Revue passieren zu lassen und mir klar zu machen, warum ich mir überhaupt den ganzen Stress bereite.

Die Entscheidung

Also fangen wir mal ganz von vorne an: ein reiselustiger und neugieriger Mensch war ich ja schon immer. Als Kind habe ich mit meinen Großeltern viele schöne Länder in Europa erkundet, nach meinem Abi haben wir gemeinsam eine Rundreise durch China gemacht. Und diese Reiselust habe ich dann auch während meines Studiums fortgeführt: quer durch Europa ging es für Städtereisen, einen Sprachkurs in Lyon, Praktika in Paris und Madrid und für Backpacker-Reisen nach Spanien, Ägypten und Peru.

Nach meinem Studium konnte ich mir dann auch noch nicht vorstellen, mich fest an einen Ort zu binden und so habe ich ein wunderbares Trainee-Programm gefunden, das mich neben dem „Ländle“ auch nach Belgien und in die Schweiz geführt hat. Aber ihr seht schon: so ein richtig langer Aufenthalt außerhalb Europas, ein richtig tiefes Eintauchen in (völlig) andere Kulturen fehlt mir noch – und seit meinem Studium habe ich auch immer ein bisschen bereut, nicht wie viele meiner Freunde mal ein Praktikum/ Auslandssemester in Asien oder Lateinamerika gemacht zu haben.

Und so entstand Ende Mai die Idee, dass doch eigentlich jetzt (wo ich frei und ungebunden bin) der ideale Zeitpunkt wäre, um das nachzuholen. Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas nicht von heute auf morgen entscheide, und so habe ich noch 2 Monate (und viele tolle Gespräche mit Freunden und Bekannten) gebraucht um sagen zu können: „Ich werde auf Weltreise gehen!“

Dank der großartigen Seite weltreise-info.de hatte ich mir recht schnell einen Überblick verschafft, was alles zu tun ist: Route planen, Budget planen, Ausrüstung zusammenstellen, richtig versichern, ggf. Visa besorgen, für den richtigen Geldzugriff unterwegs sorgen, impfen lassen, erste Tickets und Unterkünfte buchen, Einlagerung des Hausstands organisieren, für die Kommunikation von unterwegs mit den Daheimgebliebenen planen, und v.a. den Arbeitgeber und natürlich Familie und Freunde daheim informieren …eine ganz schön lange To Do-Liste und nicht umsonst ist dafür auf der Seite dafür auch min. 1 Jahr Vorbereitungszeit vorgesehen. Ich wollte es trotzdem in 3-4 Monaten schaffen und so stieg ich gleich in den ersten und wahrscheinlich schönsten Teil der langen Liste ein.

Die Routenplanung

Zu Beginn meiner Planung hatte ich v.a. 4 Ziele im Kopf, die ich unbedingt sehen wollte: Thailand, Neuseeland, Costa Rica und Kuba. Die hatten sich durch viele Erzählungen von Freunden und Bekannten, tolle Dokumentationen und Reiseberichte schon lange in meinem Kopf als Traumziele festgebrannt.

Da ich aber natürlich nichts „verpassen“ wollte, machte ich mich erstmal in Gesprächen mit Freunden, dem super bebilderten „Atlas der Welt“ und vielen Reisereportagen und Blogs daran, zu schauen, welche Ziele denn noch alle interessant wären. Und so wuchs und wuchs meine „Places to be“-Liste und langsam auch die Erkenntnis, dass das in 6-8 Monaten gar nicht zu schaffen ist. Also musste ich mich irgendwie einschränken – und entschied mich für die 2 Regionen Südostasien und Mittelamerika, in denen es schon allein mehr als genug zu sehen gab (und die auch aufgrund ähnlicher klimatischer Bedingungen gut mit der gleichen (tropentauglichen) Ausrüstung bereist werden können) und noch etwas zum „Wiedereingewöhnen“ an das europäische Leben.

Die folgenden Wochenenden vebrachte ich dann in der (wunderbar modernen und wirklich schicken) Stadtbibliothek in Stuttgart und wälzte Reiseführer: welche Länder sehen besonders interessant aus, wann sind wo die besten Reisezeiten, wie viel Zeit sollte man pro Land einplanen, wie komme ich von einem Land ins nächste. Ein Blick auf die Seiten des Auswärtigen Amtes verschaffte dann noch zusätzliche Informationen über Sicherheit und Visabestimmungen der einzelnen Länder und schon bald stand die Route:

  • November-Februar: UAE (Dubai, Abu Dhabi) -Südostasien (Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha, Malaysia, Singapur, Indonesien)
  • Karneval – Mai: Mittelamerika (Panama, Costa Rica, Guatemala, Belize, Yucatan, Kuba, Turks & Caicos)
  • Mai: Baltikum (Estland, Lettland, Litauen)

Die Bibliothek in Stuttgart

Routenplanung 🙂

Dem aufmerksamen Leser wird jetzt schon aufgefallen sein, dass diese Route noch ein wenig anders aussieht als die, die ich jetzt geplant habe und so ist es: in den folgenden Wochen kam es zu gefühlten 100 Änderungen der geplanten Route. Indonesien wurde wegen doch schlechterem Klima als gedacht gestrichen, dafür kamen die Philippinen rein, alle Länder waren dann aber doch etwas viel für die zur Verfügung stehende Zeit und so waren Malaysia und Singapur wieder raus, aus dem Baltikum wurde zwischenzeitlich New York City, und nachdem mich mein Arbeitgeber doch schneller wieder haben wollte als gedacht fiel es ganz raus und auch Mittelamerika insgesamt wurde zusammengeschrumpft.

Und nun bleibt es spannend, wie sich die geplante Route unterwegs noch verändern wird.

Die Ausrüstung

Die Zusammenstellung der Ausrüstung sollte sich für mich als besondere Herausforderung entwickeln. Für hartgesottene Backpacker ist es offenbar kein Problem, mit 12 kg ein Jahr um die Welt zu reisen, für mich war das jedoch anfangs unvorstellbar. Da sich das ideale Rucksackgewicht nach dem eigenen Körpergewicht richtet, hatte ich das Ziel, mit 12-14 kg hinzukommen, und so bestimmte die Suche nach möglichst leichten, dennoch komfortablen, halbwegs günstigen und vielseitig verwendbaren Ausrüstungsgegenständen die kommenden Monate.

Meine schon vorhandenen Sachen wurden mit einer grammgenauen Küchenwaage alle gewogen, um auch ja die leichtesten Sachen mitzunehmen und jedes mögliche Gramm einzusparen. Zusätzlich wurden noch einige Outdoorsachen gekauft, um für Wanderungen durch den Dschungel und ähnliches gut gerüstet zu sein. Und dabei gestaltete sich die Suche nach den passenden Schuhen als besondere Herausforderung: insgesamt 44 Paar Schuhe bestellte ich mir, bis ich die perfekten stadt- und wandertauglichen Sneakers und ein Paar bequeme, aber dennoch ansehnliche Sandalen gefunden hatte. Für wirkliche Wandersandalen (Tevas) war ich dann doch zu eitel. Und wer sich fragt, warum ich nicht einfach in einen Schuhladen gegangen bin: mir fiel die Sache mit den Sandalen Anfang September ein, da sahen mich die Schuhverkäufer nur noch belustigt an, wenn ich fragte, ob sie noch Sandalen hätten. Beim Versandhaus mit den schreienden Kunden sah das aber Gott sei Dank anders aus 🙂

Die Suche nach den perfekten Schuhen … 😉

…und meine kleinen Retourenpakete

Neben der Kleidung wollten natürlich auch die Kosmetiktasche und die Reiseapotheke zusammengestellt werden, ich musste für den optimalen Schutz vor tropischen Mücken und Dieben sorgen, die richtige Technik zusammenstellen und viele kleine Helferlein für alle Lebenssituationen besorgen, die einem in 6 Monaten so unterkommen können. Und da dabei natürlich alles leicht, günstig und praktisch sein sollte, verbrachte ich viele, viele Stunden mit der Zusammenstellung der optimalen Ausrüstung. Jetzt fehlen v.a. noch die Nähkünste meiner Oma an einigen Gegenständen, die Kontaktlinsen und einige Drogerieartikel, dann kann die Reise losgehen.

Mein absoluter Lieblingsausrüstungsgegenstand ist übrigens eine Trillerpfeife mit integriertem Kompass, Thermometer und Lupe – ob ich das jemals brauchen werde, kann ich Euch nach der Reise sagen, aber man fühlt sich mit sowas halt ein bisschen mehr wie Indiana Jones 🙂

Freunde, Familie und den Arbeitgeber informieren

In den Tagen und Wochen nach meiner Entscheidung konnte ich es natürlich kaum abwarten, meine große Entscheidung in die Welt hinauszuschreien… aber da das ja nicht in allen Situationen angemessen ist, beschränkte ich meinen Drang vorerst auf gute Freunde und meine Familie.

Dabei ließen sich schnell zwei Reaktionsmuster erkennen: entweder war der Gegenüber begeistert (Wow, da werde ich ja glatt neidisch/ Das finde ich mutig/ Toll, wo geht es denn hin?/ Das wird sicher eine großartige Erfahrung/ …) oder entsetzt (Ganz alleine (als Frau)?/ So lange?/ In DIE Länder?/ Deutschland/ Europa hat doch auch so viele schöne Ecken, warum muss es denn so weit weg sein?).

Und um die Antworten hier auch gleich zu klären:

  • Neid muss nicht sein, wenn man es wirklich will, muss man nur entscheiden, es zu tun 😉 Das geht in meiner Lebenslage wahrscheinlich leichter als in anderen, ist aber selten völlig unmöglich.
  • Ich persönlich finde das Vorhaben bisher nicht besonders mutig – es wird sicher immer wieder herausfordernd, aber man wächst ja mit seinen Aufgaben 😉
  • Ja, ich fahre ganz alleine und ja, ich bin eine Frau. Aber ich fahre in Länder, in denen auch sehr viele andere Backpacker unterwegs sind und hoffe doch, vor Ort viele tolle Menschen kennen zu lernen, mit denen ich auch einen Teil des Weges gehen kann.
  • Ja, in die Länder – Südostasien und Kuba gelten als relativ sicher, vor den übrigen lateinamerikanischen Ländern habe ich den notwendigen Respekt und die ganz gefährlichen (Nicaragua, Honduras, El Salvador, Guatemala) lasse ich weg.
  • Klar gibt es in Deutschland und Europa auch noch gaaaaaanz viele tolle Ecken, die ich alle mal sehen möchte, aber das kann man besser in einem 2-wöchigen Jahresurlaub machen als durch die ganze Mekong-Region zu reisen.

Und auch sehr beliebt: „Na hoffentlich verliebst du dich nicht und bleibst am anderen Ende der Welt hängen.“ …die passende Antwort darauf werde ich während der Reise herausfinden, aber prinzipiell habe ich das nicht vor 😉

Aber damit das hier nicht falsch rüber kommt: ich verstehe natürlich, dass sich meine Familie und guten Freunde Sorgen machen, aber ich werde auf mich aufpassen und regelmäßig von mir hören lassen.

Als die Routenplanung so weit gediehen war, dass ich sagen konnte, in welchem Zeitraum ich reisen möchte, kam auch der Arbeitgeber ins Spiel. Trotz aller Überlegungen, wie ich es am besten rüberbringe, platzte ich im Gespräch mit meiner Chefin dann doch einfach so damit heraus und zu meiner großen Überraschung fiel sie nicht einmal aus allen Wolken sondern meinte, sie würde mich dabei unterstützen. Zu meiner noch größeren Überraschung stimmte mein Arbeitgeber schließlich tatsächlich einem unbezahlten Urlaub zu und so musste ich für mein Vorhaben nicht einmal kündigen – an dieser Stelle also noch einmal vielen, vielen Dank, dass ihr mir das so kurzfristig ermöglicht habt!

Der ganze Rest

…wollte natürlich auch organisiert werden, aber mit dem Kleinkram will ich euch nicht langweilen. Nur einige Tipps für potenziell ebenfalls Weltreisende: eine längere Vorlaufzeit ist auf jeden Fall sinnvoll. Nicht nur, weil man dann neben den Vorbereitungen auch mal noch Zeit für etwas anderes hat, sondern auch, weil man seinem Körper dann nicht über Monate 1-2 Impfungen pro Woche zumuten muss 😉 Und wie gesagt: alle notwendigen Infos und ein tolles Forum, in dem man auf jede Frage eine Antwort von erfahrenen Reisenden bekommt, gibt es auf weltreise-info.de.